Leise laut: 5 Wege, sich elegant Raum zu schaffen (Teil 2)
- Dorothée Frei-Stahl
- 7. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Wie man Raum schafft, Präsenz zeigt und sich wehrt, ohne laut zu werden.

Wer nicht laut werden kann oder will, aber Raum braucht, muss Alternativen finden. Hier kommen fünf Wege elegant Raum zu schaffen.
Erstens: Pssssssst.
Konkreter Gegenentwurf zum laut werden ist ganz einfach: leiser werden. Leise zu sprechen zwingt unser Gegenüber, genauer hinzuhören. Es verändert den Rhythmus und zieht Aufmerksamkeit. Wer leiser wird, schafft Raum – nicht durch Lautstärke, sondern durch Fokus. Das funktioniert am besten, wenn man mit der Stimme variieren und ganz sacht von lauter auf leiser übergehen kann. Ist man grundsätzlich eher leise, muss man die Lautstärke anheben. Auf die Dynamik kommt es an.
Zweitens: Bitte gib mir einen Grund! Wenn es ein Wort gibt, das Menschen überzeugt, etwas zu tun, dann ist es nicht "bitte" sondern "weil". Die wichtigste Studie dazu lieferte Harvard-Psychologin Ellen Langer im Jahr 1977. Bei ihrem berühmten Kopierer-Experiment hat sie getestet unter welchen Voraussetzungen Menschen einander vorlassen und damit nachweisen können, wie Menschen auf Begründungen reagieren.
"Darf ich vor, weil ich es eilig habe?" (nachvollziehbare Begründung), hat super funktioniert. Aber: "Ich habe hier 5 Seiten, darf ich vor, weil ich kopieren möchte?" (Nonsense Begründung), hat ebenfalls funktioniert. Lustig, oder?
Drittens: Schau mir in die Augen.
Das Gefühl in die Defensive zu rutschen, ist unangenehm und oft neigt man zu einer reflexhaften Offensive, um ja nicht die Kontrolle zu verlieren. Was man dabei aber noch schneller verliert, sind sinnvolle Argumente oder die Ruhe selbst.
In diesen Momenten kann man vor allem eins tun: Nichts.
Sich zurückzunehmen und Ruhe bewahren, sich sortieren und den Fokus auf sich zurücklenken. Dann ist man in der Lage das Gegenüber sachlicher wahrzunehmen und schafft im zweiten Schritt eine Beobachtungslage um die Kontrolle zurückzugewinnen.
Ein Blick, der in einem Dreieck von den Augen hoch zu Stirn schweift, signalisiert Überlegenheit, ein Dreieck von den Augen zur Körpermitte löst Intimität aus. Beides kann subtil beeinflussen und ergänzt sich perfekt mit Punk 4.
Viertens: Frag mich als wär ich 4.
Wenn man in Diskussionen mit hoher Emotionalität und gleichzeitig unübersichtlicher Faktenlage gefangen ist, hilft es selbst argumentativ auszusteigen und schlicht nachzufragen.
"Warum?", "Wie kommst du darauf?", "Wie meinst du das?", "Warum glaubst du das?" und dann subtil zum persönlichen Kontext überzuleiten: "Wo hast du das erlebt?" Was macht das mit dir?"
Ich nenne das die Kindchenmethode: Warum, weshalb, wieso. Und das so lange, bis dem Gegenüber die Luft ausgeht.
So befriedet man die Situation vor allem mit Aufmerksamkeit und Zuwendung - einem Bedürfnis, das jeder Mensch hat. Gleichzeitig bringt man das Gegenüber zur Reflexion und gewinnt über die Rolle aus Interviewer eine neue, stärkere Position.
Fragen zu stellen, bestenfalls interessante, aber vor allem persönliche, ist eins der stärksten Mittel, Aufmerksamkeit zu lenken.
Fünftens: Spiegle mich.
Vertrautheit erzeugt Sympathie, Empathie und Verständnis. Nur haben wir in vielerlei Kontext leider mit Menschen zu tun, die wir nicht kennen und/ oder nicht mögen.
Die Methode des Spiegelns (Mirroring) meint eine subtile Übernahme von Gestik, Mimik, Tonfall oder Wortgebrauch des Gegenübers, womit unterbewusst Vertrauen erzeugt wird. In vertrauen Situationen sind wir offener, verständnisvoller, zugänglicher und mehr bereit Kompromisse einzugehen. Spiegeln funktioniert übrigens auch per Mail oder im Chat durch bewusstes Aneignen von Wortwendungen, grammatikalischem Satzaufbau, Zeichensetzung oder der Sendedynamik: Schreibe ich einen langen Text, oder drücke ich nach jedem Gedanken auf senden.
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