top of page

Leise laut: 5 Wege, sich elegant Raum zu schaffen (Teil 1)

  • Autorenbild: Dorothée Frei-Stahl
    Dorothée Frei-Stahl
  • 30. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Warum wir uns nicht immer zurücknehmen sollten und wie wir elegant Raum schaffen.


Frau hinter Glasscheibe, ruhig, elegant leise
Hinter Glas ist es leiser


Laut und emotional werde ich selten. Ein paar Mal im Jahr, wenn ich mit meinen Eltern über Politik diskutiere und wieder die Rolle der 15-jährigen einnehme, die pubertär dagegen ist. Einmal, als ich einen Jäger im Wald angeschrieen habe, weil sein Hund Wild getrieben hat. Und ein weiteres Mal, als ich wütend auf eine Schulfreundin in der 12. Klasse war, die - ja, was eigentlich? Ich erinnere mich nicht. Aus der Haut zu fahren liegt mir einfach nicht.


Als ich letztens auf einer Demo gegen einen rechten Aufmarsch war, war ich nicht im Stande gegen die Demonstranten auf der anderen Seite der Reiterstaffel anzuschreien. Ich habe mich geschämt. Nicht, weil ich ihr Gedankentum teilen könnte, weit entfernt, sondern weil ich es primitiv finde, Leute anzuschreien. Laut zu werden. Und die Pferde taten mir außerdem Leid.


Ich bin sachlich, ich bin kühl, ich bin distanziert. Und ich bin leise. Ich kann emotional werden, aber dann weine ich und das will ich auch nicht jedes Mal.


Wir leben in einer lauten Gesellschaft. Der Aggressivere meint zu gewinnen. Den letzten beißen die Hunde. Mich nervt das. Warum müssen wir alle laut und lauter sein, um gehört zu werden. Wann haben wir leise und sachlich verlernt. Oder konnten wir es je? Markus Söder proklamierte kürzlich bei Bekanntgabe seiner CSU Minister seinen "Schwarzen Metzger" gegen "Tofu-Tümmelei" in Anspielung auf Cem Özdemir, der als bekannter Vegetarier nun von einem gelernten Metzgermeister als Landwirtschaftsminister abgelöst wird.


Ich fand diese Aussage in vielerlei Hinsicht ekelhaft, nicht zuletzt weil Hohn auf Kosten des Klimas unfassbar rückständig ist und Söder wieder einmal beweist, dass er sich nur Raum schafft, in dem er andere (zu 99 Prozent eine Person der Grünen) diffamiert. Aber was Söder vor allem schafft, ist massive Aufmerksamkeit. Durch Polarisierung und die Macht des Lauteren.


Oft fühle ich mich hilflos dagegen. Wie wehre ich mich oder schaffe Raum, wenn ich weder laut werden möchte, noch auf Kosten anderer profitieren, aber gleichermaßen das Gespür habe, jetzt, und zwar genau jetzt, etwas sagen zu müssen.

Wenn ich z.B. völlig davon überzeugt bin, dass das, was ich zu sagen habe richtig, gut und wertvoll ist, aber auch begründbar, einen Mehrwert trägt und dazu meine Handschrift hat. Oder wenn ich merke, dass ich jetzt die Einzige bin, die etwas einwenden kann, wenn andere Menschen diskriminiert oder schlecht behandelt werden. Und sei es, wenn man respektlos über sie spricht.


Ich bin keine Heilige. Ich werfe keine Steine. Nicht den ersten auch nicht am ersten Mai. Aber ich halte mich zu oft zurück. Aus Angst mich nicht leise wehren zu können und dann laut überstimmt zu werden. Ich wünschte, ich wäre lauter, vielleicht auch aggressiver. Aber ich bin es nicht und werde es nie sein.


Deshalb habe ich Techniken entwickelt, die mich wehrhaft machen, mir Raum geben, wenn ich ihn verdient habe und Grenzen setzen, wenn meine oder andere überschritten werden. Leise und elegant.


Wie's geht, zeige ich euch im nächsten Beitrag.





Comments


bottom of page